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Frühjahrstagung 2021: Komm! ins Offene, Freund! Freundin! - Die Gründung und langfristige Führung einer Philosophischen Praxis - Erfahrungsaustausch und kritische Reflexion


Gemeinsame Frühjahrstagung des Berufsverbandes für Philosophische Praxis und der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis

1. – 2. Mai 2021

Komm! ins Offene, Freundin! Freund!

Die Gründung und langfristige Führung einer Philosophischen Praxis - Erfahrungsaustausch und kritische Reflexion

Der Titel der Veranstaltung – eine Anlehnung an ein Wort von Hölderlin – steht für das, was in Philosophischer Praxis idealerweise geschieht: eine Öffnung, ein Hinaustreten in die Weite und das Offene wird ermöglicht, häufig verengte Perspektiven auf das eigene Leben weiten sich. Als Berufsverband für Philosophische Praxis verstehen wir die emphatischen Worte Hölderlins auch im Kontext des Wagnisses, das jede Philosophin / jeder Philosoph eingeht, wenn sie/er ihre/seine eigene Philosophische Praxis gründet und (hoffentlich) langfristig und erfolgreich führt; denn oft zeigt sich in der ganz konkreten Praxis der Philosophischen Praxis auch die Ambivalenz des Offenen: Da ist auch kein Schutz, kein doppelter Boden, kein Rückzugsraum.

Im Rahmen der Frühjahrstagung 2021 soll das im Zentrum stehen, was sich beim „Hinaustreten in Offene“ im Dialog philosophisch, in der beraterischen Interaktion und organisatorisch, bzw. institutionell ereignet. Vor allem soll es um einen Erfahrungsaustausch und eine kritische Reflexion der beruflichen Seite der Philosophischen Praxis gehen. Natürlich ist die „philosophische Seite“ der PP niemals von der konkreten praktischen Aktivität der Philosophin / des Philosophen zu trennen, dennoch ist nach Ansicht des Vorstandes des BV-PP diese Unterscheidung hilfreich, um deutlich zu machen, worum es bei der Frühjahrstagung im Kern gehen soll, nämlich um den Erfahrungsaustausch über die Arbeit der Philosophin / des Philosophen.

In den „Denkbiografien“ der letzten Frühjahrstagung stand vor allem die intellektuelle Entwicklung der jeweiligen Philosophin / des Philosophen im Mittelpunkt. Diesmal soll es um die unternehmerische Geschichte gehen: Wir wollen uns im Kreis der Kolleginnen und Kollegen Rechenschaft darüber geben, wie wir gestartet sind, welche praktischen Herausforderungen es gab, welche Formen der Praxis erfolgreich waren und wo wir ggf. auch mit unseren Ideen und Angeboten gescheitert sind. Es ist, wenn man so will, eine Reise durch „Lehrjahre“ (s.u., Block 1) zu den „Meisterjahren“ (s.u., Block 3).

Die Frühjahrstagung richtet sich an alle Philosophinnen und Philosophen, die bereits selbst in einer Praxisform tätig sind, an alle, die mit dem Gedanken spielen, als Philosophin oder Philosoph praktisch tätig zu werden, an alle, die Ihre Tätigkeit als praktische Philosophinnen und Philosophen beendet haben und an alle, die noch nie mit dem Gedanken gespielt haben, ihr PhilosophIn-Sein praktisch werden zu lassen. Wir gehen davon aus, dass alle diese Personen relevante Gedanken zur Tätigkeit praktischer Philosophinnen und Philosophen beizutragen haben und würden uns freuen, wenn aus allen Gruppen Erfahrungen zur Verfügung gestellt werden.

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Inhaltlich gliedert sich dieser Erfahrungsaustausch in vier Blöcke:

Block 1. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ - Vom Anfangsimpuls zur konkreten Gründung einer Praxis bzw. zum Start einer Berufstätigkeit als Philosophin/Philosoph

In diesem ersten Block geht es um den Erfahrungsaustausch über die Gründung. Nicht immer lässt sich der „Startpunkt“ so klar benennen, häufig laufen Prozesse und Entwicklungen zunächst parallel, in den wenigsten Fällen lässt sich von jetzt auf sofort eine neue Existenz gründen, die wirtschaftlich gleich trägt. Im ersten Block geht es also um den Austausch über die Gründungsphase und den ersten „Realitäts-Check“: Trägt meine Idee von Philosophischer Praxis, werde ich meinen eigenen und den Anforderungen der Besucherinnen und Besucher gerecht. In der Kleingruppenarbeit geht es um konkrete Geschichten und Erfahrungen. Die Gruppen setzen sich so zusammen, dass erfahrene und neue Kolleginnen und Kollegen gemischt sind, so dass in jeder Gruppe reichhaltige persönliche Erfahrungen und Vielfalt vorhanden sind.

Mögliche Leitfragen für die Kleingruppenarbeit sind:

  • • Wie bin ich konkret gestartet?
  • • Was waren damals meine Ideen und Vorstellungen? Woran habe ich mich orientiert?
  • • Was war mein größter Misserfolg in der Anfangszeit? Was war mein größter Erfolg, auf den ich heute noch stolz bin?

Block 2. Informationen des Vorstandes

  • • Vorstellen des Berufsbildes Philosoph / Philosophin
  • • Informationen zum Projekt „Starterpaket Philosophische Praxis“ / Praxishilfen https://www.bv-pp.eu/praxishilfen

Block 3. Formen und Formate der Philosophischen Praxis heute

Vor genau 40 Jahren, am 1.Mai 1981 gründete Gerd B. Achenbach die erste PP. Im Historischen Wörterbuch der Philosophie beschreibt sein Lehrer Odo Marquardt diese PP als professionelle Lebensberatung in der Praxis eines Philosophen. Sie sei keine alternative Psychotherapie, sondern Alternative zur Psychotherapie. Diese Bezugnahme zu Psychotherapie hat dazu geführt, dass das Setting (die äußere formale Struktur, der Rahmen) der Philosophischen Praxis sich bis heute häufig an der Psychotherapie orientiert: das Gespräch zweier Menschen in einem geschützten Rahmen, in der ein Gast/Besucher/Klient eine Philosophin, bzw. einen Philosophen mit einem konkreten Anliegen aufsucht. Diese formale (und manchmal auch inhaltliche) Orientierung an der Psychotherapie hat dazu geführt, dass andere Formen der Philosophischen Praxis manchmal nur als randständig betrachtet wurden. Beispiele dafür sind spielerische Formate, in denen mit Kindern philosophiert wird, Philosophische Reisen, Philosophische Bildungsangebote oder auch politisches und gesellschaftliches Engagement bis hin zu Formen des „Undercover-Philosophierens“. Verbindendes Element all dieser Aktivitäten ist das „logon didonai“ des platonischen Sokrates, die Fähigkeit, sich und anderen Rechenschaft geben zu können, über das, was das genuin Philosophische meines Handelns ist. Im dritten Block soll es darum gehen, sich auszutauschen, in welchen Formen und Formaten Philosophische Praxis heute existiert und welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, als Philosoph/Philosophin tätig zu sein. In der Kleingruppenarbeit geht es um konkrete Geschichten und Erfahrungen. Die Gruppen setzen sich so zusammen, dass erfahrene und neue Kolleginnen und Kollegen gemischt sind, so dass in jeder Gruppe vielfältige persönliche Erfahrungen vorhanden ist.

Mögliche Leitfragen für die Kleingruppenarbeit sind:

  • • Wie arbeite ich heute als Philosoph / Philosophin?
  • • Was tue ich genau? Was ist daran das Philosophische?
  • • Kann ich gut von meiner Tätigkeit leben, stehe ich ggf. auf mehreren Standbeinen?
  • • Wie unterscheidet sich meine Bildungs- und Beratungstätigkeit von anderen möglichen Formen?
  • • Wo möchte ich hin mit meiner Philosophischen Praxis? Was möchte ich mit meiner Arbeit / durch meine Arbeit erreichen? Wo sehe ich mich in 5 Jahren?

Block 4. Intervision

Intervision als Form von kollegialer Beratung ist ein wichtiger Bestandteil Philosophischer Praxis. Sich und anderen Rechenschaft über sein Denken und Handeln geben zu können ist wesentliches Element der Philosophie. Intervision bedeutet, Fragestellungen, die aus der Praxis der Philosophischen Praxis erwachsen, mit Kolleginnen und Kollegen im geschützten Raum – unter Wahrung der Anonymität und der Verschwiegenheit – besprechen zu können, um so eigene Schwierigkeiten und Probleme reflektieren zu können. In diesem Sinne ist Intervision auch immer selbst Philosophische Praxis. In den letzten Jahren konnte das Format der Intervision im Rahmen der Frühjahrstagungen erprobt und weiterentwickelt werden. Diese Tradition wollen wir auch 2021 fortsetzen – trotz der veränderten Bedingungen der Digitalität.  

Programm und Organisatorisches:

Samstag 1.5.2021

10.00 – 10.15 Begrüßung und inhaltliche Einführung

10.15 – 11.30 Kleingruppenarbeit zu Block 1

11.30 – 11.45 Pause

11.45 – 12.15 Diskussion der Ergebnisse aus Block 1 im Plenum

12.15 – 13.00 Block 2. Informationen des Vorstandes zur aktuellen Arbeit an den Praxishilfen

13.00 – 14.30 Mittagspause

14.30 – 16.00 Kleingruppenarbeit zu Block 3

16.00 – 16.15 Pause

16.15 – 16.55 Diskussion der Ergebnisse aus Block 3 im Plenum

16.45 – 17.00 Zusammenfassung und Ausblick

Sonntag, 2.5.2021

10.00 – 10.15 Begrüßung und Einführung zur Intervision in Philosophischer Praxis

10.15 – 10.30 Technische Hinweise zur Intervision in digitalen Räumen / Hinweise zum Datenschutz bei Intervision in digitalen Räumen

10.30 – 11.45 Intervision in Kleingruppen

11.45 – 12.00 Pause

12.00 – 12.30 Diskussion der Möglichkeiten virtueller Intervision im Plenum

12.30 – 12.45 Zusammenfassung und Ausblick

14.00 – 15.30 Mitgliederversammlung des BV-PP

Teilnahmegebühren: Für Mitglieder von BV-PP, IGPP sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bildungsgangs kostet die gesamte Frühjahrstagung 50,- €, für Nichtmitglieder 80,- €. Der Samstag Vormittag, Samstag Nachmittag und Sonntag Vormittag sind auch einzeln für 30,- € (BV-PP- und IGPP-Mitglieder, Teilnehmerinnen und Teilnehmer des BG), bzw. 45,- € (Nichtmitglieder) zu buchen.

Die Veranstaltung findet im digitalen Raum statt. Anmeldungen zur Tagung sind bis zum 28.4.2021 möglich.

Anmeldung: berufsverband@bv-pp.eu

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